Fabricando fabricamur

Die Ausarbeitung, die Gestaltung eines Werkes ist also in der Regel mit einer Vielzahl von Empfindungen, mit der Klärung und dem Abwägen von Argumenten formaler und inhaltlicher Art von möglichen Alternativen, mit dem Nachdenken über involvierte "Werte", dem Bewerten und Hinterfragen der eigenen Lebenserfahrung, bei einigen Entwürfen auch mit der zusätzlichen Einholung von "background-Wissen" verbunden- was schließlich in eine Entscheidung mündet, in eine konkrete Wahl für eine bestimmte Realisierung. Insofern besteht eine enge Analogie zwischen der gestaltenden Kunst an einem dinglichen Material und am "Material des eigenen Lebens", der Lebensgestaltung- als Zielvorstellung eben mit dem Begriff "Lebenskunst" bezeichenbar. Manches ist im Bereich der darstellenden Kunst erlaubt und wird während der Entwurfsphase gedanklich "durchgespielt", was im realen Leben so ohne weiteres aufgrund von gesellschaftlichen Konventionen und von gesellschaftlich eingeforderter politischer Korrektheit konkret nicht möglich oder empfehlenswert wäre. Von einem "second life" in diesem Zusammenhang zu reden, wäre sicherlich übertrieben- aber als eine Annäherung an das "fabricando fabricamur" des Altertums wird dieser Prozess durchaus von uns empfunden.

Zurück zum Vorwort